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Aktueller Reisebericht

Reisebericht Nicaragua Februar 2020 (23.02.2020-09.03.2020)

Reiseteilnehmer:

  • Dr. Dieter Emmert (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Uhingen)

  • Frau Daniela Emmert (Schriftführerin Apoyo medico e.V., Uhingen)

Sonntag, 23.02.2020
Flug über Zürich, Miami nach Managua, Gesamtreisezeit fast 24 Stunden. Die üblichen Belästigungen und Schikanen bei der Einreise in die USA. Bei der Passkontrolle/ Immigration stehen wir 2 Stunden. Außer dem persönlichen Gepäck haben wir einen 3. Koffer, für dessen Transport extra 90 Euro bezahlt werden mussten, dabei. In dem Koffer befinden sich Materialien für die Kreuzbandoperationen, die uns großzügigerweise von der Firma Karl Storz in Tuttlingen bzw. Arthrex in München zur Verfügung gestellt wurden, sowie Abdeckmaterial, Kamerabezüge, Zulaufschläuche und andere Einmalartikel für arthroskopische Operationen. Im Gegensatz zu früheren Besuchen in Nicaragua passiert der 3. Koffer mit dem OP- Material problemlos den Zoll, Daniela hat den Zöllner freundlich angelächelt, da vergaß er wohl die Extra-Kontrolle des Koffers. Den 3. Koffer werden wir bei Oscar lassen. Oscar holt uns am Flughafen ab und bringt uns zum gegenüberliegenden Hotel.

Ziel der Reise ist es, zum einen in Rivas im Krankenhaus mit Dr. Romero und Dr. Solari mit arthroskopischen Operationen zu beginnen, zum anderen auszuloten, ob es möglich ist, auf der Insel Ometepe im Lago de Nicaragua einen weiteren Arthroskopie-Stützpunkt zu etablieren.

Montag, 24.02.2020
Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Mietwagen in Richtung Süden, in San Jorge müssen wir einige Stunden auf die Fähre für die Überfahrt auf die Isla Ometepe warten. Überfahrt auf einer betagten Fähre, die sicherlich nicht europäischen Sicherheitsstandards entspricht. In der Dunkelheit kommen wir im Hotel in Santo Domingo am Ostufer der Insel an.

Dienstag, 25.02.2020
Ausruhen von der langen Reise und Akklimatisieren, beim Abflug in Deutschland minus 5 Grad, hier morgens 28 Grad, nachmittags 35° bis 38° Celsius und dazu eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.

Mittwoch, 26.02.2020
Wir besuchen ein Therapiezentrum in Santo Domingo, das von einem deutschen Verein finanziert und unterstützt wird. Der Bereich der ärztlichen Behandlung ist vorübergehend geschlossen, zurzeit wird nur der Bereich der Kinderbetreuung genutzt mit Kindergarten, Therapiezentrum für Kinder mit motorischen Störungen wie Spastik, Paraplegie oder Kinder mit Mikrozephalie-als Folge von Infektionen der Mütter während der Schwangerschaft mit Zika-Virus- oder Hydrozephalus.

Donnerstag, 27.02.2020
Heute besuchen wir das Krankenhaus in Moyogalpa, der größten Stadt auf der Insel. Wir werden vom Krankenhausdirektor herumgeführt, er zeigt uns die Zimmer mit den Krankenbetten, alles sehr schmutzig und unhygienisch, der OP besteht aus einem kleinen Raum mit einer Menge Moskitos und einem Hygieneniveau, das noch unter dem von Puerto Cabezas liegt. Als wir danach wieder im Freien in der Sonne stehen müssen wir feststellen, dass es auf der Insel kein geeignetes Krankenhaus für arthroskopische Operationen gibt.

Freitag, 28.02.2020
Mit einer sehr kleinen Fähre geht es bei heftigem Sturm und hohen Wellen zurück zum Festland, ich habe schon mal Ausschau gehalten nach den Schwimmwesten und in welche Richtung der kürzeste Weg zum Festland ist, für den Fall, dass der Kahn sinken sollte. Abends Ankunft in San Juan del Sur an der Pazifikküste, ca. 30 km von Rivas entfernt.

Samstag, 29.02.2020
Wir treffen Dr. Jorge Romero, Orthopäde und Krankenhauschef im Hospital in Rivas. Er zeigt uns den OP seiner Klinik, Alles für nicaraguanische Verhältnisse sehr geräumig und sauber, insgesamt 5 OP- Säle. Die Abdominalchirurgen haben eine Laparaskopie-Einheit, die von den Orthopäden samstags benutzt werden kann, aber einige Geräte für Arthroskopien, wie z.B. Shaver fehlen. Dass der Krankenhauschef Interesse an arthroskopischen OPs hat erweist sich in der nächsten Woche als vorteilhaft, weil er sich darum kümmert, dass die Abläufe und Wechsel zügig verlaufen ohne lange Wartezeiten zwischen den einzelnen OPs, wie wir es in den Jahren davor in Jinotepe, Managua und Puerto Cabezas erlebt hatten.

Sonntag, 01.03.2020
Dr. Solari besucht uns in San Juan del Sur. Wir besprechen den Ablauf der nächsten Woche, wann und wie viele OPs durchgeführt werden können.

Montag 02.03.2020 - Freitag 06.03.2020
In den fünf Tagen fahren wir morgens kurz nach 7 Uhr nach Rivas in das Hospital.

Die ganze Woche kommt Dr. Oscar Espinoza aus Jinotepe. Mit ihm hatte ich vor 13 Jahren mit den Arthroskopien in Nicaragua angefangen. Er hat mittlerweile ein hohes Niveau erreicht und wird von den anderen als Maestro und Docente bezeichnet.

Montagvormittag untersuchen wir 50 Patienten in der Sprechstunde, von denen 25 für die Woche für die Operationen ausgewählt werden. Alle im Hospital sprechen -außer Oscar- nur spanisch, sodass Oscar den Ärzten Details über Untersuchungsabläufe, Diagnostik etc. übersetzen und erklären muss.

Die Firma Karl Storz aus Tuttlingen hat uns über ihren Vertriebspartner in Managua,Bühler Farma, einen Arthroskopieturm zur Verfügung gestellt. Ein Mitarbeiter von Bühler ist die ganze Woche mit uns im OP und betreut den Turm. Ohne diese Unterstützung durch Karl Storz wären wir darauf angewiesen gewesen, dass Oscar sein Equipment mitbringt.

Nachmittags 3 „kleine“ Operationen. Oscar und ich lassen Solari und Jorge die Eingriffe soweit es möglich ist, durchführen und übernehmen dann, wenn es für die beiden zu schwierig wird.

An den folgenden Tagen operieren wir im Team neben Meniskusresektionen 5 vordere Kreuzbänder, ein hinteres Kreuzband, 2 Stabilisierungen der Patella und eine endoskopische Stabilisierung einer Schulterluxation.

Die beiden Ärzte sind sehr an den arthroskopischen Operationen interessiert und haben wohl auch das notwendige manuelle Geschick. Oscar hat sich in den Jahren ein fundiertes Wissen angeeignet und erklärt den beiden Kollegen mit viel Geduld die einzelnen, systematischen Schritte der OPs. Die aufwändigen OPs, wie die Kreuzbandrekonstruktionen operiert Oscar, ich assistiere ihm. Er hat in den Jahren viel gelernt und führt die Operationen zielgerichtet und souverän durch. Es ist schön zu konstatieren, dass sich die Zeit und das Geld, das wir in Oscar investiert haben, gelohnt haben. Die anderen Orthopäden bezeichnen ihn als den besten Arthroskopeur in Nicaragua.

Den Orthopäden in Rivas fehlt ein eigener Arthroskopieturm. Ich werde mich darum bemühen, einen gebrauchten zu besorgen und nach Rivas zu schicken, damit die beiden in Zukunft selbstständig arthroskopieren können.

Die erfolgreiche Woche endet am Freitagnachmittag, Oscar und ich bekommen eine Urkunde von Jorge überreicht, er bedankt sich für unsere Arbeit und wir vereinbaren, im nächsten Jahr wieder zu kommen.

Samstag, 07.03.2020
Besichtigung des Krankenhauses von Rivas. Jorge, der Direktor, führt durch die verschiedenen Abteilungen. Verglichen mit den Krankenhäusern, in denen ich vorher in Nicaragua gearbeitet hatte, eine deutlich modernere Ausstattung, eine neue Intensivstation mit 8 Betten, digitales Röntgen, 3 Sonographiegeräte. Man sieht, dass der junge Direktor engagiert ist und sich um eine Modernisierung des Hospitals bemüht. Insofern ist davon auszugehen, dass er uns auch bei der Etablierung einer Arthroskopie-Einheit in Rivas unterstützen wird. Wir besuchen die Patienten, die in der vergangenen Woche operiert wurden. Allen geht es gut, keine wesentlichen Schmerzen, kein Infekt, alle sind dankbar für die Operationen, die sie ohne unsere Hilfe wohl nicht erhalten hätten, weil ihnen die finanziellen Mittel dafür schlichtweg fehlen.

Sonntag, 08.03.2020
Rückfahrt nach Managua.

Montag, 09.03.2020
Rückflug nach Deutschland, am Flughafen München sehr wenig Passagiere wegen der Corona- Pandemie, ein oder 2 Wochen später hätte man uns möglicherweise nicht mehr einreisen lassen.

Reisebericht Nicaragua Februar 2018

Reiseteilnehmer:

  • Dr. Dieter Emmert (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Orthopraxis, Ebersbach)
  • Dr. Peter Trus (Facharzt für Orthopädie, OrthoCentrum Saale)

Samstag, 17.02.2018
Dr. Peter Trus startet wie immer von Frankfurt aus, ich fliege von Stuttgart über Atlanta nach Managua, wo wir uns gegen 20 Uhr im Hotel gegenüber dem Flughafen treffen. Mittlerweile ist das Alles schon Routine geworden, in den letzten 13 Jahren war ich mehr als zwanzig Mal in Nicaragua, zusammen etwa neun Monate. Dr. Oscar Espinoza, Orthopäde aus Jinotepe, mit dem ich das Projekt der Einrichtung von Arthroskopiestützpunkten in Nicaragua begonnen hatte, holt uns am Flughafen ab und wir sitzen noch bei ein paar Tonas- einheimisches Bier- an der Bar und sprechen über Oscars geplante Hospitation in deutschen Kliniken im Juli und was wir für ihn in seiner Klinik an Ausrüstungsgegenständen beschaffen können. Undenkbar ist zu diesem Zeitpunkt, dass wir Oscars Hospitation stornieren werden müssen wegen der Unruhen und Protesten gegen die Regierung und Präsident Ortega, die im April beginnen werden.

Sonntag, 18.02.2018
Der Tag ist zum Ausruhen nach der zwanzigstündigen Reise geplant, ich fahre mit Peter nach Granada, der wunderschönen Kolonialstadt am Ufer des Lago di Nicaragua. An der Plaza de Armas trinken wir nachmittags in der Sonne einen Kaffee und genießen die Atmosphäre. Es ist nicht zu ahnen, dass Oscar mir zwei Monate später ein Video von den Unruhen, kriegsähnlichen Zuständen und einem brennenden Rathaus in Granada schicken wird.

Montag, 19.02.2018
Der Flug nach Puerto Cabezas in der kleinen einmotorigen Maschine startet wie immer beim Sonnenaufgang um 6 Uhr, Ankunft an der Karibikküste zwei Stunden später, wo uns Ernesto Espinoza abholt. Allen Fluggäste werden genau von der Polizei registriert und wie das Gepäck von Drogenhunden beschnüffelt. Wir bringen das Gepäck ins Hotel und fahren weiter in die Klinik, wo etwa 70 Patienten auf uns warten. Ernesto und seine Kollegen hatten die Patienten mit Knie- und Schulterproblemen einbestellt, damit wir für die kommende Woche genügend arthroskopische Operationen mit Ernesto durchführen können. Am Nachmittag starten wir mit drei Arthroskopien und Meniskusresektionen, die Ernesto um mehr Routine zu bekommen unter Anleitung durchführt.

Dienstag, 20.02.2018
Nach dem Frühstück holt uns Ernesto am Hotel ab. Die erste Operation soll um 8 Uhr beginnen, aber wir müssen uns wieder an Nicaraguanische Zeitvorstellungen gewöhnen. Es steht viel Personal im OP herum, aber keiner hat es eilig, sodass dann auch zwischen den Operationen auch immer eine Stunde vergeht, bis die Instrumente aufbereitet sind. Ernesto hat in der Klinik sein eigenes Instrumentarium für arthroskopische Operationen, das wir ihm zum größten Teil besorgt und aus Deutschland geschickt hatten. Heute wie an den folgenden Tagen steht eine oder zwei Kreuzbandoperationen und andere Eingriffe auf dem OP- Programm, sodass bis zum Ende unseres Aufenthaltes knapp 20 von diesen Eingriffen durchgeführt werden, soweit möglich von Ernesto mit unserer Assistenz. Die Abende verbringen wir in einem Restaurant am Meer, wo es frischen Fisch und Lobster gibt.

Mittwoch, 21.02.2018
Heute ist ein normaler OP- Tag. In der Pause führt uns Ernesto durch die Klinik. Toiletten, Duschen, die Patientenzimmer mit durchschnittlich 10 Betten ist alles in einem unglaublich desolatem Zustand, für Europäer unzumutbar. Das einzige Highlight sind die etwa 20 gebrauchten Krankenhausbetten, die Peter und ich aus deutschen Kliniken organisiert hatten und nach Puerto Cabezas verschifft hatten. Wir sprechen auch mit dem Klinikdirektor und hoffen ihn davon überzeugt zu haben, dass Ernesto einmal in der Woche einen Tag benötigt, an dem er in einem OP- Saal Arthroskopien durchführen kann. Wir erklären auch immer wieder Ernesto, dass es absolut notwendig ist, dass er diese Eingriffe regelmäßig machen muss, um Routine zu bekommen.

Donnerstag, 22.02.2018
Für heute hat die Klinikleitung nachmittags ein Speedboat organisiert, um über Lagunen und Flüsse zu einer Community der indigen Bevölkerung zu fahren. Mit an Bord sind das OP- Personal und 2 Studenten. Nach 40 Minuten erreichen wir das Dorf, das nur vom Wasser aus erreicht werden kann. Ernesto erklärt, dass die Bewohner Fremden gegenüber reserviert bis feindlich sind, aber mit den OP- Schwestern, die die indigen Sprache der Miskitos sprechen, werden wir keine Probleme haben. Die Dorfbewohner haben uns herumgeführt, wir waren beeindruckt davon, unter welch einfachen Bedingungen man hier leben muss. Der Stromgenerator funktioniert seit 10 Jahren nicht mehr, es gibt kein Internet, keine Mobiltelefone, ab und zu bringt ein Boot eine Zeitung. Die Menschen leben vom Fischfang und von dem Gemüse, das ringsherum auf den Feldern wächst. Die Sanitätsstation wird von einer Krankenschwester betrieben. Ihr steht ein kleiner Vorrat an Medikamente zur Verfügung für den Notfall. Für schwierigere Fälle kann die Krankenschwester über ein akkubetriebenes Telefon sich Rat im Krankenhaus in Puerto Cabezas holen. Für eine ärztliche Behandlung muss der Patient mit dem Boot ins Krankenhaus gebracht werden. Wir hatten in der Klinik Patienten gesehen, die mehr als 10 Stunden unterwegs waren, manche Unfallpatienten erreichten die Klinik im schweren Schock. Es gibt für diese Patienten keine Rettungssanitäter, Notärzte oder Hubschraubertransport wie es bei uns in Deutschland selbstverständlich ist.

Freitag, 23.02. 2018
Bis zum Mittag können wir noch 4 Arthroskopien mit Ernesto zusammen machen. Ich denke, dass er wieder Einiges dazu gelernt hat und wir weisen ihn nochmals eindringlich darauf hin, wie wichtig es ist, dass er im OP einen Arthroskopietag reserviert bekommt. Der Klinikdirektor hatte es ihm zugesagt. Nachmittags fliegen wir mit der kleinen einmotorigen Maschine zurück nach Managua, wo wir bei Sonnenuntergang landen.

Samstag, 24.02.2018
Nochmal frühes Aufstehen, der Flieger nach Atlanta startet um 8.30 Uhr. Am nächsten Morgen komme ich um 9 Uhr in Stuttgart an, am Montagmorgen fängt mit einem kleinen Jetlag die Sprechstunde in meiner Praxis an.

Reisebericht Nicaragua Februar / März 2017

Reiseteilnehmer:

- Dr. Dieter Emmert (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Orthopraxis, Ebersbach)
- Dr. Peter Trus (Facharzt für Orthopädie, OrthoCentrum Saale)

Samstag, 25.02.2017
Nach 18-stündiger Flugreise Ankunft am internationalen Flughafen in Managua und Check-In im Best Western Hotel gegenüber des Flughafens. Etwa eine Stunde später trifft auch Dr. Trus ein. Nach einem Abendessen und entspannenden Bier können wir am nächsten Morgen zunächst einmal ausschlafen. Mein Koffer ist zur Hälfte gefüllt mit Arthroskopiematerialien, die zum Teil für Puerto Cabezas und zum Teil für Oscar Espinoza in Jinotepe bestimmt sind. In den Wochen zuvor waren die umfangreichen Formalitäten für den Zoll mit zahlreichen E-Mails erfüllt worden. So konnte ich das gesamte Material im Gegensatz zum Vorjahr, als ich die Sachspenden für die Zeit unseres Aufenthaltes am Flughafen gegen Gebühr deponieren und beim Rückflug wieder nach Hause nehmen musste, problemlos nach Nicaragua einführen.

Sonntag, 26.02.2017
Mit einem Mietwagen fahren wir nach Granada, um noch einmal den dortigen Orthopäden Cesar zu treffen, mit dem wir ggf. gemeinsam ein Arthroskopie-Projekt in Granada initiieren möchten. Nach einem Bummel durch die koloniale Altstadt fahren wir zurück nach Managua.

Montag, 27.02.2017
Wir müssen sehr früh aufstehen, da der Flug nach Puerto Cabezas um 6:00 Uhr in der Früh geht und wir bereits um 5.00 Uhr am Flughafen sein müssen. Oscar hatte mir am Samstagabend die bei ihm gelagerte „Black Box“ mitgebracht, in der das Instrumentarium für Kreuzbandplastiken verwahrt. Wie immer beim Flug mit dem einmotorigen, 10-sitzigen Flugzeug werden Passagiere und Gepäck am Flughafen gewogen, wir müssen daraufhin 80 Dollar Gebühr für Übergepäck nachbezahlen. Nach 1,5 h Ankunft in Puerto Cabezas, Ernesto holt uns am Flughafen ab. Wir bringen unser Gepäck zum Hotel, das von einer Deutschen betrieben wird. Leider gibt es ein „kleines Wasserproblem“ für die Woche. Gegen 10:00 Uhr erreichen wir das Krankenhaus und beginnen mit der Sprechstunde. Es warten knapp 100 Patienten auf uns, die sich Hilfe für ihre Schmerzen an Knien und Schultern erhoffen. Für die wenigen Tagen, die uns für die Operationen zur Verfügung stehen, wählen wir 30 Patienten aus und verteilen sie auf die einzelnen OP-Tage. Nachmittags fangen wir mit den ersten Operationen an. An diesem Tag wie auch an den folgenden Tagen operieren wir jeweils bis es draußen bereits dunkel ist. Am Abend gehen wir mit Ernesto in ein Restaurant am Meer, wo wir frische Meeresfrüchte essen.

Dienstag, 28.02.2017 - Donnerstag, 1.03.2017
Nach kalter Dusche (warmes Wasser gibt es nicht!) und einem knappen Frühstück fangen wir um 8.00 Uhr mit den Arthroskopien an. Geplant sind für heute wie an den beiden Folgetagen Meniskus-Operationen sowie jeweils 2 Rekonstruktionen des vorderen Kreuzbandes. Ernesto hatte im zurückliegenden Jahr Gelegenheit, seine Fertigkeiten bei Arthroskopien zu vertiefen mittels des ihm von uns zur Verfügung gestellten Arthroskopieturms, des erforderlichen Instrumentariums und der in diesem Zusammenhang benötigten Einmalartikel wie bspw. Abdeckmaterialien, Zulaufschläuche etc. Wir assistieren Ernesto bei den meisten Eingriffe und stellen mit Freude fest, dass sich unser Engagement in Puerto Cabezas gelohnt hat. Bei 4 Patienten wurden bei den Arthroskopien Frakturen festgestellt, die auf den schlechten Röntgenbildern nicht zu sehen waren. Bei diesen Patienten führen wir Osteosynthesen unter Verwendung des Röntgenbildwandlers, den wir im Jahr zuvor von Spendengeldern gekauft und nach Puerto Cabezas verschifft hatten.

Am Donnerstag in der Mittagspause führt uns Ernesto durch das Krankenhaus. Wir sind beeindruckt von den primitiven, katastrophalen Verhältnissen in allen Bereichen, angefangen bei der Laborausrüstung über den Röntgenapparat und die Ausrüstung in den Krankenzimmern. Im Jahr zuvor hatten wir 8 ausrangierte Krankenbetten aus der Klinik am Eichert, Göppingen, verschickt, so dass wenigstens einige Patienten in Betten liegen können und nicht auf Holzpritschen oder verrosteten Metallgestellen liegen müssen.

Freitag, 2.03.2017
Wir nehmen morgens unser Gepäck mit in das Krankenhaus und nach 3 weiteren Arthroskopien ist unser Einsatz für dieses Mal beendet. Vor dem Abflug nach Managua trinken wir bei Ernesto noch zu einer Abschlussbesprechung und trinken mit ihm und seiner Familie zusammen Kaffee. Um 17:00 Uhr landet die einmotorige Maschine in Managua. Abends treffen wir uns mit Dr. Dino Aguilar und Oscar Espinoza, mit denen ich das Arthroskopieprojekt vor nunmehr 10 Jahren injiziert habe. Oscar hat mittlerweile in Jinotepe ein richtiges Arthroskopie Zentrum etabliert mit großem Zulauf aus der weiteren Umgebung.

Samstag, 3.03.2017
Rückflug nach Stuttgart. Ankunft am Sonntag, 04.02.2017 am Flughafen Stuttgart, wo mich meine Frau erwartet.

Reisebericht Nicaragua im November 2016

Reiseteilnehmer:

- Dr. Johannes Kolbe, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
- Dr. Dieter Emmert, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie, Unfallchirurgie
- Dr. Hartmut Maier, Ingenieur für Klimatechnik
- Frau Daniela Emmert, Dokumentation
- Frau Andrea Kolbe, Apothekerin
- Frau Karin Maier, Krankenschwester, Schwerpunkt Krankenhaushygiene

Freitag, 28. Oktober 2016
Abflug mit Delta von Stuttgart über Atlanta nach Managua, wo wir gegen 20 Uhr abends ankommen. Im Gegensatz zu unserem letzten Aufenthalt im Februar diesen Jahres passiert unser Gepäck mit OP- Instrumenten, Einmalartikel und Ankern für Schulteroperationen problemlos den Zoll. Außer den geplanten arthroskopischen Operationen ist vorgesehen, dass Dr. Maier die Klimatisierung in den Krankenhäusern in Augenschein nimmt und Verbesserungen in Hinsicht auf Wartung und Pflege der Anlagen unter besonderer Berücksichtigung der Hygiene vorschlägt, Frau Maier mit dem Pflegepersonal auf Station und im OP Verbesserungen der Hygiene zum Schutz der Patienten, aber auch zum Selbstschutz des Personals bespricht und entsprechende Einweisungen gibt ( saubere Hände!), Frau Kolbe Ordnung und Systematisierung der Krankenhausapotheken vornimmt.

Samstag, 29. Oktober 2016
Wir nehmen die beiden Pickups bei der Autovermietung in Empfang und fahren zunächst nach Granada am Lago de Nicaragua, um den Mitreisenden, die erstmalig in Nicaragua sind, einen Eindruck von dem Land zu verschaffen. Es ist der Abend von Halloween und in den Straßen von Granada wird mit Masken und viel Lärm und lauter Musik gefeiert.

Sonntag, 30. Oktober 2016
Nach einem kurzen Besuch am Lago de Nicaragua fahren wir weiter nach Estelí im Norden Richtung Grenze zu Honduras. Wir benötigen länger als geplant und müssen die letzte Stunde im Dunkeln fahren, bei den lateinamerikanischen Verkehrsverhältnissen manchmal ein riskantes Unterfangen. In Estelí erwartet uns Dr. Uriel Diaz an einer Tankstelle und wir checken im Hotel ein, ganz ordentlich mit heißer Dusche und passablem Restaurant. Wir besprechen mit Uriel die Planung des nächsten Tages, die Patienten für die Operationen sind so einbestellt, dass Dr. Kolbe und ich den ganzen Tag im OP sein werden, die anderen Reiseteilnehmer wie vorgesehen sich mit der Krankenhaushygiene, der Klimatisierung, der Apotheke und der Dokumentation beschäftigen.

Montag, 31.Oktober 2016
Um 8 Uhr fängt das OP- Programm an, Uriel hatte versprochen, dass die Wechselzeiten zwischen den OPs nicht mehr als 15 Minuten dauern werden, was jedoch sich manchmal auf 45 Minuten ausdehnt, weil die Instrumente nicht sterilisiert sind oder das Personal eine Pause benötigt. Uriel hatte im Vorfeld eine gute Auswahl von Patienten mit Instabilitäten der Schulter und der Kniegelenke getroffen. Wir assistieren Uriel soweit wie möglich die OPs, und wir können feststellen, dass er gute Fortschritte gemacht hat und auch schwierigere OPs am Knie wie Kreuzbandplastiken selbständig und sicher durchführen kann. Wir operieren gemeinsam einige Schulterinstabilitäten nach mehrfacher Luxation( Verrenkung), hier ist noch Lernbedarf für Uriel. Ich denke, dass in Nicaragua diese Schulterinstabilitäten sehr häufig sind und die Patienten von einer gelungenen OP sehr profitieren, weil sie nicht mehr befürchten müssen, dass bei jedem Hochheben des Armes die Schulter auskugelt.

Dienstag, 1.November 2016
Auch heute wieder gedrängtes OP- Programm, wir wollen spätestens um 15.00 Uhr nach Jinotepe fahren, um nicht in die Dunkelheit zu kommen. Wegen des dichten Verkehrs auf der Panamericana müssen wir dann doch die letzte Stunde im Dunkeln fahren, und das dann auch bei einem heftigen Wolkenbruch. Die nächsten Tage werden wir in Jinotepe verbringen, im Hotel in Diriamba kennt man uns schon von zahlreichen vorausgegangenen Aufenthalten.

Mittwoch, 2.November 2016
Beginn unserer Arbeit im Krankenhaus, die Ehefrau des Präsidenten Daniel Ortega, Rosario Morillo, hat den 2. November zum Feiertag erklärt, weshalb das Krankenhauspersonal eigentlich einen freien Tag hat, aber Oskar konnte organisieren, dass wir im OP und unsere Begleiter in ihren Bereichen- Klimatechnik, Apotheke, Krankenhaushygiene jeweils Krankenhausmitarbeiter zur Seite hatten. Oscar hat ein anspruchsvolles OP- Programm vorbereitet, sodass für die nächsten drei Tage neben vorderen Kreuzbandplastiken und Schulterstabilisierungen auch drei Operationen von hinteren Kreuzbändern anstehen. Hintere Kreuzbandverletzungen sind in Deutschland eine ausgesprochene Rarität, wahrscheinlich sind in Nicaragua die zahlreichen Motorradunfälle mit großer direkter Gewalteinwirkung auf das Knie ursächlich.

Donnerstag, 3.November 2016
Wie am Vortag volles OP- Programm bis zum Abend. Eigentlich hatten wir gehofft, im Anschluss an das OP- Programm zum Pazifikstrand fahren zu können, aber als wir endlich fertig waren, ist es schon dunkel geworden. Abends treffen wir uns zu einem letzten Austausch mit Oscar. Die 4 Paletten mit OP- Ausrüstung, einem Arthroskopieturm, Abdeckmaterialien, Ankern für Schulterstabilisierungen usw., die wir vor einigen Wochen aus Deutschland verschifft hatten, sind in Managua angekommen und müssen in den nächsten Tagen vom Agenten der Spedition durch den Zoll gebracht werden. Wir können mit Freude feststellen, dass sich unsere Bemühungen über die Jahre, Oscar zum versierten Arthroskopeur zu machen, gelohnt haben. Er macht routiniert und zügig die Eingriffe, sodass er nur noch ein wenig Input für Schulter-OPs braucht. Mittlerweile hat es sich in der Region herumgesprochen, und die Patienten kommen mit ihren Knie- und Schulterproblemen aus einem weiten Umkreis zu ihm zur operativen Versorgung.

Freitag, 4.November 2016
Letzter OP- Tag in Jinotepe. Oscar hat für heute 2 vordere Kreuzbandoperationen, eine Schulterstabilisierung und eine Epiphysiodese zur Achskorrektur bei einem 10- jährigen Mädchen mit starkem X- Bein vorgesehen. Zwischen den OPs stellt er uns wie auch an den vorausgegangenen Tagen Patienten mit Knie und Schulterproblemen vor, mit der Fragestellung, welche Therapie die beste für den jeweiligen Patienten ist. Viele benötigen eine OP, sodass sie auf unseren nächsten Aufenthalt vertröstet werden müssen. Am späten Nachmittag fahren wir nach Managua zum Flughafen. Dr. Kolbe und seine Frau bleiben noch in Nicaragua, um auszuloten, ob wir in anderen Städten wie Rivas oder Leon weitere Arthroskopiestützpunkte etablieren können.

Samstag, 5. November 2016
Rückflug nach Hause, diesmal über Panama und Amsterdam und nicht wie beim Hinflug über Atlanta, Ankunft in Stuttgart am frühen Nachmittag, leider kam unser Gepäck nicht mit, wie wir nach langem Warten am Gepäckband zur Kenntnis nehmen mussten. Am nächsten Morgen geht es dann um 8 Uhr in der Praxis mit der Sprechstunde weiter.