Aktueller Reisebericht
Reisebericht Nicaragua Februar 2020 (23.02.2020-09.03.2020)
Reiseteilnehmer:
-
Dr. Dieter Emmert (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Uhingen)
-
Frau Daniela Emmert (Schriftführerin Apoyo medico e.V., Uhingen)
Sonntag, 23.02.2020
Flug über Zürich,
Miami nach Managua, Gesamtreisezeit fast 24 Stunden. Die üblichen
Belästigungen und Schikanen bei der Einreise in die USA. Bei der
Passkontrolle/ Immigration stehen wir 2 Stunden. Außer dem
persönlichen Gepäck haben wir einen 3. Koffer, für dessen Transport
extra 90 Euro bezahlt werden mussten, dabei. In dem Koffer befinden
sich Materialien für die Kreuzbandoperationen, die uns
großzügigerweise von der Firma Karl Storz in Tuttlingen bzw.
Arthrex in München zur Verfügung gestellt wurden, sowie
Abdeckmaterial, Kamerabezüge, Zulaufschläuche und andere
Einmalartikel für arthroskopische Operationen. Im Gegensatz zu
früheren Besuchen in Nicaragua passiert der 3. Koffer mit dem OP-
Material problemlos den Zoll, Daniela hat den Zöllner freundlich
angelächelt, da vergaß er wohl die Extra-Kontrolle des Koffers. Den
3. Koffer werden wir bei Oscar lassen. Oscar holt uns am Flughafen
ab und bringt uns zum gegenüberliegenden Hotel.
Ziel der Reise ist es, zum einen in Rivas im Krankenhaus mit Dr. Romero und Dr. Solari mit arthroskopischen Operationen zu beginnen, zum anderen auszuloten, ob es möglich ist, auf der Insel Ometepe im Lago de Nicaragua einen weiteren Arthroskopie-Stützpunkt zu etablieren.
Montag, 24.02.2020
Nach dem Frühstück
fahren wir mit dem Mietwagen in Richtung Süden, in San Jorge müssen
wir einige Stunden auf die Fähre für die Überfahrt auf die Isla
Ometepe warten. Überfahrt auf einer betagten Fähre, die sicherlich
nicht europäischen Sicherheitsstandards entspricht. In der
Dunkelheit kommen wir im Hotel in Santo Domingo am Ostufer der
Insel an.
Dienstag, 25.02.2020
Ausruhen von der
langen Reise und Akklimatisieren, beim Abflug in Deutschland minus
5 Grad, hier morgens 28 Grad, nachmittags 35° bis 38° Celsius und
dazu eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.
Mittwoch, 26.02.2020
Wir besuchen ein
Therapiezentrum in Santo Domingo, das von einem deutschen Verein
finanziert und unterstützt wird. Der Bereich der ärztlichen
Behandlung ist vorübergehend geschlossen, zurzeit wird nur der
Bereich der Kinderbetreuung genutzt mit Kindergarten,
Therapiezentrum für Kinder mit motorischen Störungen wie Spastik,
Paraplegie oder Kinder mit Mikrozephalie-als Folge von Infektionen
der Mütter während der Schwangerschaft mit Zika-Virus- oder
Hydrozephalus.
Donnerstag, 27.02.2020
Heute besuchen wir
das Krankenhaus in Moyogalpa, der größten Stadt auf der Insel. Wir
werden vom Krankenhausdirektor herumgeführt, er zeigt uns die
Zimmer mit den Krankenbetten, alles sehr schmutzig und
unhygienisch, der OP besteht aus einem kleinen Raum mit einer Menge
Moskitos und einem Hygieneniveau, das noch unter dem von Puerto
Cabezas liegt. Als wir danach wieder im Freien in der Sonne stehen
müssen wir feststellen, dass es auf der Insel kein geeignetes
Krankenhaus für arthroskopische Operationen gibt.
Freitag, 28.02.2020
Mit einer sehr kleinen
Fähre geht es bei heftigem Sturm und hohen Wellen zurück zum
Festland, ich habe schon mal Ausschau gehalten nach den
Schwimmwesten und in welche Richtung der kürzeste Weg zum Festland
ist, für den Fall, dass der Kahn sinken sollte. Abends Ankunft in
San Juan del Sur an der Pazifikküste, ca. 30 km von Rivas
entfernt.
Samstag, 29.02.2020
Wir treffen Dr. Jorge
Romero, Orthopäde und Krankenhauschef im Hospital in Rivas. Er
zeigt uns den OP seiner Klinik, Alles für nicaraguanische
Verhältnisse sehr geräumig und sauber, insgesamt 5 OP- Säle. Die
Abdominalchirurgen haben eine Laparaskopie-Einheit, die von den
Orthopäden samstags benutzt werden kann, aber einige Geräte für
Arthroskopien, wie z.B. Shaver fehlen. Dass der Krankenhauschef
Interesse an arthroskopischen OPs hat erweist sich in der nächsten
Woche als vorteilhaft, weil er sich darum kümmert, dass die Abläufe
und Wechsel zügig verlaufen ohne lange Wartezeiten zwischen den
einzelnen OPs, wie wir es in den Jahren davor in Jinotepe, Managua
und Puerto Cabezas erlebt hatten.
Sonntag, 01.03.2020
Dr. Solari besucht uns
in San Juan del Sur. Wir besprechen den Ablauf der nächsten Woche,
wann und wie viele OPs durchgeführt werden können.
Montag 02.03.2020 - Freitag 06.03.2020
In
den fünf Tagen fahren wir morgens kurz nach 7 Uhr nach Rivas in das
Hospital.
Die ganze Woche kommt Dr. Oscar Espinoza aus Jinotepe. Mit ihm hatte ich vor 13 Jahren mit den Arthroskopien in Nicaragua angefangen. Er hat mittlerweile ein hohes Niveau erreicht und wird von den anderen als Maestro und Docente bezeichnet.
Montagvormittag untersuchen wir 50 Patienten in der Sprechstunde, von denen 25 für die Woche für die Operationen ausgewählt werden. Alle im Hospital sprechen -außer Oscar- nur spanisch, sodass Oscar den Ärzten Details über Untersuchungsabläufe, Diagnostik etc. übersetzen und erklären muss.
Die Firma Karl Storz aus Tuttlingen hat uns über ihren Vertriebspartner in Managua,Bühler Farma, einen Arthroskopieturm zur Verfügung gestellt. Ein Mitarbeiter von Bühler ist die ganze Woche mit uns im OP und betreut den Turm. Ohne diese Unterstützung durch Karl Storz wären wir darauf angewiesen gewesen, dass Oscar sein Equipment mitbringt.
Nachmittags 3 „kleine“ Operationen. Oscar und ich lassen Solari und Jorge die Eingriffe soweit es möglich ist, durchführen und übernehmen dann, wenn es für die beiden zu schwierig wird.
An den folgenden Tagen operieren wir im Team neben Meniskusresektionen 5 vordere Kreuzbänder, ein hinteres Kreuzband, 2 Stabilisierungen der Patella und eine endoskopische Stabilisierung einer Schulterluxation.
Die beiden Ärzte sind sehr an den arthroskopischen Operationen interessiert und haben wohl auch das notwendige manuelle Geschick. Oscar hat sich in den Jahren ein fundiertes Wissen angeeignet und erklärt den beiden Kollegen mit viel Geduld die einzelnen, systematischen Schritte der OPs. Die aufwändigen OPs, wie die Kreuzbandrekonstruktionen operiert Oscar, ich assistiere ihm. Er hat in den Jahren viel gelernt und führt die Operationen zielgerichtet und souverän durch. Es ist schön zu konstatieren, dass sich die Zeit und das Geld, das wir in Oscar investiert haben, gelohnt haben. Die anderen Orthopäden bezeichnen ihn als den besten Arthroskopeur in Nicaragua.
Den Orthopäden in Rivas fehlt ein eigener Arthroskopieturm. Ich werde mich darum bemühen, einen gebrauchten zu besorgen und nach Rivas zu schicken, damit die beiden in Zukunft selbstständig arthroskopieren können.
Die erfolgreiche Woche endet am Freitagnachmittag, Oscar und ich bekommen eine Urkunde von Jorge überreicht, er bedankt sich für unsere Arbeit und wir vereinbaren, im nächsten Jahr wieder zu kommen.
Samstag, 07.03.2020
Besichtigung des
Krankenhauses von Rivas. Jorge, der Direktor, führt durch die
verschiedenen Abteilungen. Verglichen mit den Krankenhäusern, in
denen ich vorher in Nicaragua gearbeitet hatte, eine deutlich
modernere Ausstattung, eine neue Intensivstation mit 8 Betten,
digitales Röntgen, 3 Sonographiegeräte. Man sieht, dass der junge
Direktor engagiert ist und sich um eine Modernisierung des
Hospitals bemüht. Insofern ist davon auszugehen, dass er uns auch
bei der Etablierung einer Arthroskopie-Einheit in Rivas
unterstützen wird. Wir besuchen die Patienten, die in der
vergangenen Woche operiert wurden. Allen geht es gut, keine
wesentlichen Schmerzen, kein Infekt, alle sind dankbar für die
Operationen, die sie ohne unsere Hilfe wohl nicht erhalten hätten,
weil ihnen die finanziellen Mittel dafür schlichtweg fehlen.
Sonntag, 08.03.2020
Rückfahrt nach
Managua.
Montag, 09.03.2020
Rückflug nach
Deutschland, am Flughafen München sehr wenig Passagiere wegen der
Corona- Pandemie, ein oder 2 Wochen später hätte man uns
möglicherweise nicht mehr einreisen lassen.
Reisebericht Nicaragua Februar 2018
Reiseteilnehmer:
- Dr. Dieter Emmert (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Orthopraxis, Ebersbach)
- Dr. Peter Trus (Facharzt für Orthopädie, OrthoCentrum Saale)
Samstag, 17.02.2018
Dr. Peter Trus startet
wie immer von Frankfurt aus, ich fliege von Stuttgart über Atlanta
nach Managua, wo wir uns gegen 20 Uhr im Hotel gegenüber dem
Flughafen treffen. Mittlerweile ist das Alles schon Routine
geworden, in den letzten 13 Jahren war ich mehr als zwanzig Mal in
Nicaragua, zusammen etwa neun Monate. Dr. Oscar Espinoza, Orthopäde
aus Jinotepe, mit dem ich das Projekt der Einrichtung von
Arthroskopiestützpunkten in Nicaragua begonnen hatte, holt uns am
Flughafen ab und wir sitzen noch bei ein paar Tonas- einheimisches
Bier- an der Bar und sprechen über Oscars geplante Hospitation in
deutschen Kliniken im Juli und was wir für ihn in seiner Klinik an
Ausrüstungsgegenständen beschaffen können. Undenkbar ist zu diesem
Zeitpunkt, dass wir Oscars Hospitation stornieren werden müssen
wegen der Unruhen und Protesten gegen die Regierung und Präsident
Ortega, die im April beginnen werden.
Sonntag, 18.02.2018
Der Tag ist zum
Ausruhen nach der zwanzigstündigen Reise geplant, ich fahre mit
Peter nach Granada, der wunderschönen Kolonialstadt am Ufer des
Lago di Nicaragua. An der Plaza de Armas trinken wir nachmittags in
der Sonne einen Kaffee und genießen die Atmosphäre. Es ist nicht zu
ahnen, dass Oscar mir zwei Monate später ein Video von den Unruhen,
kriegsähnlichen Zuständen und einem brennenden Rathaus in Granada
schicken wird.
Montag, 19.02.2018
Der Flug nach Puerto
Cabezas in der kleinen einmotorigen Maschine startet wie immer beim
Sonnenaufgang um 6 Uhr, Ankunft an der Karibikküste zwei Stunden
später, wo uns Ernesto Espinoza abholt. Allen Fluggäste werden
genau von der Polizei registriert und wie das Gepäck von
Drogenhunden beschnüffelt. Wir bringen das Gepäck ins Hotel und
fahren weiter in die Klinik, wo etwa 70 Patienten auf uns warten.
Ernesto und seine Kollegen hatten die Patienten mit Knie- und
Schulterproblemen einbestellt, damit wir für die kommende Woche
genügend arthroskopische Operationen mit Ernesto durchführen
können. Am Nachmittag starten wir mit drei Arthroskopien und
Meniskusresektionen, die Ernesto um mehr Routine zu bekommen unter
Anleitung durchführt.
Dienstag, 20.02.2018
Nach dem Frühstück
holt uns Ernesto am Hotel ab. Die erste Operation soll um 8 Uhr
beginnen, aber wir müssen uns wieder an Nicaraguanische
Zeitvorstellungen gewöhnen. Es steht viel Personal im OP herum,
aber keiner hat es eilig, sodass dann auch zwischen den Operationen
auch immer eine Stunde vergeht, bis die Instrumente aufbereitet
sind. Ernesto hat in der Klinik sein eigenes Instrumentarium für
arthroskopische Operationen, das wir ihm zum größten Teil besorgt
und aus Deutschland geschickt hatten. Heute wie an den folgenden
Tagen steht eine oder zwei Kreuzbandoperationen und andere
Eingriffe auf dem OP- Programm, sodass bis zum Ende unseres
Aufenthaltes knapp 20 von diesen Eingriffen durchgeführt werden,
soweit möglich von Ernesto mit unserer Assistenz. Die Abende
verbringen wir in einem Restaurant am Meer, wo es frischen Fisch
und Lobster gibt.
Mittwoch, 21.02.2018
Heute ist ein
normaler OP- Tag. In der Pause führt uns Ernesto durch die Klinik.
Toiletten, Duschen, die Patientenzimmer mit durchschnittlich 10
Betten ist alles in einem unglaublich desolatem Zustand, für
Europäer unzumutbar. Das einzige Highlight sind die etwa 20
gebrauchten Krankenhausbetten, die Peter und ich aus deutschen
Kliniken organisiert hatten und nach Puerto Cabezas verschifft
hatten. Wir sprechen auch mit dem Klinikdirektor und hoffen ihn
davon überzeugt zu haben, dass Ernesto einmal in der Woche einen
Tag benötigt, an dem er in einem OP- Saal Arthroskopien durchführen
kann. Wir erklären auch immer wieder Ernesto, dass es absolut
notwendig ist, dass er diese Eingriffe regelmäßig machen muss, um
Routine zu bekommen.
Donnerstag, 22.02.2018
Für heute hat die
Klinikleitung nachmittags ein Speedboat organisiert, um über
Lagunen und Flüsse zu einer Community der indigen Bevölkerung zu
fahren. Mit an Bord sind das OP- Personal und 2 Studenten. Nach 40
Minuten erreichen wir das Dorf, das nur vom Wasser aus erreicht
werden kann. Ernesto erklärt, dass die Bewohner Fremden gegenüber
reserviert bis feindlich sind, aber mit den OP- Schwestern, die die
indigen Sprache der Miskitos sprechen, werden wir keine Probleme
haben. Die Dorfbewohner haben uns herumgeführt, wir waren
beeindruckt davon, unter welch einfachen Bedingungen man hier leben
muss. Der Stromgenerator funktioniert seit 10 Jahren nicht mehr, es
gibt kein Internet, keine Mobiltelefone, ab und zu bringt ein Boot
eine Zeitung. Die Menschen leben vom Fischfang und von dem Gemüse,
das ringsherum auf den Feldern wächst. Die Sanitätsstation wird von
einer Krankenschwester betrieben. Ihr steht ein kleiner Vorrat an
Medikamente zur Verfügung für den Notfall. Für schwierigere Fälle
kann die Krankenschwester über ein akkubetriebenes Telefon sich Rat
im Krankenhaus in Puerto Cabezas holen. Für eine ärztliche
Behandlung muss der Patient mit dem Boot ins Krankenhaus gebracht
werden. Wir hatten in der Klinik Patienten gesehen, die mehr als 10
Stunden unterwegs waren, manche Unfallpatienten erreichten die
Klinik im schweren Schock. Es gibt für diese Patienten keine
Rettungssanitäter, Notärzte oder Hubschraubertransport wie es bei
uns in Deutschland selbstverständlich ist.
Freitag, 23.02. 2018
Bis zum Mittag können
wir noch 4 Arthroskopien mit Ernesto zusammen machen. Ich denke,
dass er wieder Einiges dazu gelernt hat und wir weisen ihn nochmals
eindringlich darauf hin, wie wichtig es ist, dass er im OP einen
Arthroskopietag reserviert bekommt. Der Klinikdirektor hatte es ihm
zugesagt. Nachmittags fliegen wir mit der kleinen einmotorigen
Maschine zurück nach Managua, wo wir bei Sonnenuntergang
landen.
Samstag, 24.02.2018
Nochmal frühes
Aufstehen, der Flieger nach Atlanta startet um 8.30 Uhr. Am
nächsten Morgen komme ich um 9 Uhr in Stuttgart an, am Montagmorgen
fängt mit einem kleinen Jetlag die Sprechstunde in meiner Praxis
an.
Reisebericht Nicaragua Februar / März 2017
Reiseteilnehmer:
- Dr. Dieter Emmert (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und
Orthopädie, Orthopraxis, Ebersbach)
- Dr. Peter Trus (Facharzt für Orthopädie, OrthoCentrum
Saale)
Samstag, 25.02.2017
Nach 18-stündiger Flugreise
Ankunft am internationalen Flughafen in Managua und Check-In im
Best Western Hotel gegenüber des Flughafens. Etwa eine Stunde
später trifft auch Dr. Trus ein. Nach einem Abendessen und
entspannenden Bier können wir am nächsten Morgen zunächst einmal
ausschlafen. Mein Koffer ist zur Hälfte gefüllt mit
Arthroskopiematerialien, die zum Teil für Puerto Cabezas und zum
Teil für Oscar Espinoza in Jinotepe bestimmt sind. In den Wochen
zuvor waren die umfangreichen Formalitäten für den Zoll mit
zahlreichen E-Mails erfüllt worden. So konnte ich das gesamte
Material im Gegensatz zum Vorjahr, als ich die Sachspenden für die
Zeit unseres Aufenthaltes am Flughafen gegen Gebühr deponieren und
beim Rückflug wieder nach Hause nehmen musste, problemlos nach
Nicaragua einführen.
Sonntag, 26.02.2017
Mit einem Mietwagen
fahren wir nach Granada, um noch einmal den dortigen Orthopäden
Cesar zu treffen, mit dem wir ggf. gemeinsam ein
Arthroskopie-Projekt in Granada initiieren möchten. Nach einem
Bummel durch die koloniale Altstadt fahren wir zurück nach
Managua.
Montag, 27.02.2017
Wir müssen sehr früh
aufstehen, da der Flug nach Puerto Cabezas um 6:00 Uhr in der Früh
geht und wir bereits um 5.00 Uhr am Flughafen sein müssen. Oscar
hatte mir am Samstagabend die bei ihm gelagerte „Black Box“
mitgebracht, in der das Instrumentarium für Kreuzbandplastiken
verwahrt. Wie immer beim Flug mit dem einmotorigen, 10-sitzigen
Flugzeug werden Passagiere und Gepäck am Flughafen gewogen, wir
müssen daraufhin 80 Dollar Gebühr für Übergepäck nachbezahlen. Nach
1,5 h Ankunft in Puerto Cabezas, Ernesto holt uns am Flughafen ab.
Wir bringen unser Gepäck zum Hotel, das von einer Deutschen
betrieben wird. Leider gibt es ein „kleines Wasserproblem“ für die
Woche. Gegen 10:00 Uhr erreichen wir das Krankenhaus und beginnen
mit der Sprechstunde. Es warten knapp 100 Patienten auf uns, die
sich Hilfe für ihre Schmerzen an Knien und Schultern erhoffen. Für
die wenigen Tagen, die uns für die Operationen zur Verfügung
stehen, wählen wir 30 Patienten aus und verteilen sie auf die
einzelnen OP-Tage. Nachmittags fangen wir mit den ersten
Operationen an. An diesem Tag wie auch an den folgenden Tagen
operieren wir jeweils bis es draußen bereits dunkel ist. Am Abend
gehen wir mit Ernesto in ein Restaurant am Meer, wo wir frische
Meeresfrüchte essen.
Dienstag, 28.02.2017 - Donnerstag,
1.03.2017
Nach kalter Dusche (warmes Wasser gibt es
nicht!) und einem knappen Frühstück fangen wir um 8.00 Uhr mit den
Arthroskopien an. Geplant sind für heute wie an den beiden
Folgetagen Meniskus-Operationen sowie jeweils 2 Rekonstruktionen
des vorderen Kreuzbandes. Ernesto hatte im zurückliegenden Jahr
Gelegenheit, seine Fertigkeiten bei Arthroskopien zu vertiefen
mittels des ihm von uns zur Verfügung gestellten Arthroskopieturms,
des erforderlichen Instrumentariums und der in diesem Zusammenhang
benötigten Einmalartikel wie bspw. Abdeckmaterialien,
Zulaufschläuche etc. Wir assistieren Ernesto bei den meisten
Eingriffe und stellen mit Freude fest, dass sich unser Engagement
in Puerto Cabezas gelohnt hat. Bei 4 Patienten wurden bei den
Arthroskopien Frakturen festgestellt, die auf den schlechten
Röntgenbildern nicht zu sehen waren. Bei diesen Patienten führen
wir Osteosynthesen unter Verwendung des Röntgenbildwandlers, den
wir im Jahr zuvor von Spendengeldern gekauft und nach Puerto
Cabezas verschifft hatten.
Am Donnerstag in der Mittagspause führt uns Ernesto durch das Krankenhaus. Wir sind beeindruckt von den primitiven, katastrophalen Verhältnissen in allen Bereichen, angefangen bei der Laborausrüstung über den Röntgenapparat und die Ausrüstung in den Krankenzimmern. Im Jahr zuvor hatten wir 8 ausrangierte Krankenbetten aus der Klinik am Eichert, Göppingen, verschickt, so dass wenigstens einige Patienten in Betten liegen können und nicht auf Holzpritschen oder verrosteten Metallgestellen liegen müssen.
Freitag, 2.03.2017
Wir nehmen morgens unser Gepäck mit in das Krankenhaus und nach 3
weiteren Arthroskopien ist unser Einsatz für dieses Mal beendet.
Vor dem Abflug nach Managua trinken wir bei Ernesto noch zu einer
Abschlussbesprechung und trinken mit ihm und seiner Familie
zusammen Kaffee. Um 17:00 Uhr landet die einmotorige Maschine in
Managua. Abends treffen wir uns mit Dr. Dino Aguilar und Oscar
Espinoza, mit denen ich das Arthroskopieprojekt vor nunmehr 10
Jahren injiziert habe. Oscar hat mittlerweile in Jinotepe ein
richtiges Arthroskopie Zentrum etabliert mit großem Zulauf aus der
weiteren Umgebung.
Samstag, 3.03.2017
Rückflug nach Stuttgart. Ankunft am Sonntag, 04.02.2017 am
Flughafen Stuttgart, wo mich meine Frau erwartet.
Reisebericht Nicaragua im November 2016
Reiseteilnehmer:
- Dr. Johannes Kolbe, Facharzt für Orthopädie und
Unfallchirurgie
- Dr. Dieter Emmert, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie,
Unfallchirurgie
- Dr. Hartmut Maier, Ingenieur für Klimatechnik
- Frau Daniela Emmert, Dokumentation
- Frau Andrea Kolbe, Apothekerin
- Frau Karin Maier, Krankenschwester, Schwerpunkt
Krankenhaushygiene
Freitag, 28. Oktober 2016
Abflug mit Delta
von Stuttgart über Atlanta nach Managua, wo wir gegen 20 Uhr abends
ankommen. Im Gegensatz zu unserem letzten Aufenthalt im Februar
diesen Jahres passiert unser Gepäck mit OP- Instrumenten,
Einmalartikel und Ankern für Schulteroperationen problemlos den
Zoll. Außer den geplanten arthroskopischen Operationen ist
vorgesehen, dass Dr. Maier die Klimatisierung in den Krankenhäusern
in Augenschein nimmt und Verbesserungen in Hinsicht auf Wartung und
Pflege der Anlagen unter besonderer Berücksichtigung der Hygiene
vorschlägt, Frau Maier mit dem Pflegepersonal auf Station und im OP
Verbesserungen der Hygiene zum Schutz der Patienten, aber auch zum
Selbstschutz des Personals bespricht und entsprechende Einweisungen
gibt ( saubere Hände!), Frau Kolbe Ordnung und Systematisierung der
Krankenhausapotheken vornimmt.
Samstag, 29. Oktober 2016
Wir nehmen die
beiden Pickups bei der Autovermietung in Empfang und fahren
zunächst nach Granada am Lago de Nicaragua, um den Mitreisenden,
die erstmalig in Nicaragua sind, einen Eindruck von dem Land zu
verschaffen. Es ist der Abend von Halloween und in den Straßen von
Granada wird mit Masken und viel Lärm und lauter Musik
gefeiert.
Sonntag, 30. Oktober 2016
Nach einem
kurzen Besuch am Lago de Nicaragua fahren wir weiter nach Estelí im
Norden Richtung Grenze zu Honduras. Wir benötigen länger als
geplant und müssen die letzte Stunde im Dunkeln fahren, bei den
lateinamerikanischen Verkehrsverhältnissen manchmal ein riskantes
Unterfangen. In Estelí erwartet uns Dr. Uriel Diaz an einer
Tankstelle und wir checken im Hotel ein, ganz ordentlich mit heißer
Dusche und passablem Restaurant. Wir besprechen mit Uriel die
Planung des nächsten Tages, die Patienten für die Operationen sind
so einbestellt, dass Dr. Kolbe und ich den ganzen Tag im OP sein
werden, die anderen Reiseteilnehmer wie vorgesehen sich mit der
Krankenhaushygiene, der Klimatisierung, der Apotheke und der
Dokumentation beschäftigen.
Montag, 31.Oktober 2016
Um 8 Uhr fängt das
OP- Programm an, Uriel hatte versprochen, dass die Wechselzeiten
zwischen den OPs nicht mehr als 15 Minuten dauern werden, was
jedoch sich manchmal auf 45 Minuten ausdehnt, weil die Instrumente
nicht sterilisiert sind oder das Personal eine Pause benötigt.
Uriel hatte im Vorfeld eine gute Auswahl von Patienten mit
Instabilitäten der Schulter und der Kniegelenke getroffen. Wir
assistieren Uriel soweit wie möglich die OPs, und wir können
feststellen, dass er gute Fortschritte gemacht hat und auch
schwierigere OPs am Knie wie Kreuzbandplastiken selbständig und
sicher durchführen kann. Wir operieren gemeinsam einige
Schulterinstabilitäten nach mehrfacher Luxation( Verrenkung), hier
ist noch Lernbedarf für Uriel. Ich denke, dass in Nicaragua diese
Schulterinstabilitäten sehr häufig sind und die Patienten von einer
gelungenen OP sehr profitieren, weil sie nicht mehr befürchten
müssen, dass bei jedem Hochheben des Armes die Schulter
auskugelt.
Dienstag, 1.November 2016
Auch heute wieder gedrängtes OP- Programm, wir wollen spätestens um
15.00 Uhr nach Jinotepe fahren, um nicht in die Dunkelheit zu
kommen. Wegen des dichten Verkehrs auf der Panamericana müssen wir
dann doch die letzte Stunde im Dunkeln fahren, und das dann auch
bei einem heftigen Wolkenbruch. Die nächsten Tage werden wir in
Jinotepe verbringen, im Hotel in Diriamba kennt man uns schon von
zahlreichen vorausgegangenen Aufenthalten.
Mittwoch, 2.November 2016
Beginn unserer Arbeit im Krankenhaus, die Ehefrau des Präsidenten
Daniel Ortega, Rosario Morillo, hat den 2. November zum Feiertag
erklärt, weshalb das Krankenhauspersonal eigentlich einen freien
Tag hat, aber Oskar konnte organisieren, dass wir im OP und unsere
Begleiter in ihren Bereichen- Klimatechnik, Apotheke,
Krankenhaushygiene jeweils Krankenhausmitarbeiter zur Seite hatten.
Oscar hat ein anspruchsvolles OP- Programm vorbereitet, sodass für
die nächsten drei Tage neben vorderen Kreuzbandplastiken und
Schulterstabilisierungen auch drei Operationen von hinteren
Kreuzbändern anstehen. Hintere Kreuzbandverletzungen sind in
Deutschland eine ausgesprochene Rarität, wahrscheinlich sind in
Nicaragua die zahlreichen Motorradunfälle mit großer direkter
Gewalteinwirkung auf das Knie ursächlich.
Donnerstag, 3.November 2016
Wie am Vortag volles OP- Programm bis zum Abend. Eigentlich hatten
wir gehofft, im Anschluss an das OP- Programm zum Pazifikstrand
fahren zu können, aber als wir endlich fertig waren, ist es schon
dunkel geworden. Abends treffen wir uns zu einem letzten Austausch
mit Oscar. Die 4 Paletten mit OP- Ausrüstung, einem
Arthroskopieturm, Abdeckmaterialien, Ankern für
Schulterstabilisierungen usw., die wir vor einigen Wochen aus
Deutschland verschifft hatten, sind in Managua angekommen und
müssen in den nächsten Tagen vom Agenten der Spedition durch den
Zoll gebracht werden. Wir können mit Freude feststellen, dass sich
unsere Bemühungen über die Jahre, Oscar zum versierten
Arthroskopeur zu machen, gelohnt haben. Er macht routiniert und
zügig die Eingriffe, sodass er nur noch ein wenig Input für
Schulter-OPs braucht. Mittlerweile hat es sich in der Region
herumgesprochen, und die Patienten kommen mit ihren Knie- und
Schulterproblemen aus einem weiten Umkreis zu ihm zur operativen
Versorgung.
Freitag, 4.November 2016
Letzter OP- Tag
in Jinotepe. Oscar hat für heute 2 vordere Kreuzbandoperationen,
eine Schulterstabilisierung und eine Epiphysiodese zur
Achskorrektur bei einem 10- jährigen Mädchen mit starkem X- Bein
vorgesehen. Zwischen den OPs stellt er uns wie auch an den
vorausgegangenen Tagen Patienten mit Knie und Schulterproblemen
vor, mit der Fragestellung, welche Therapie die beste für den
jeweiligen Patienten ist. Viele benötigen eine OP, sodass sie auf
unseren nächsten Aufenthalt vertröstet werden müssen. Am späten
Nachmittag fahren wir nach Managua zum Flughafen. Dr. Kolbe und
seine Frau bleiben noch in Nicaragua, um auszuloten, ob wir in
anderen Städten wie Rivas oder Leon weitere Arthroskopiestützpunkte
etablieren können.
Samstag, 5. November 2016
Rückflug nach
Hause, diesmal über Panama und Amsterdam und nicht wie beim Hinflug
über Atlanta, Ankunft in Stuttgart am frühen Nachmittag, leider kam
unser Gepäck nicht mit, wie wir nach langem Warten am Gepäckband
zur Kenntnis nehmen mussten. Am nächsten Morgen geht es dann um 8
Uhr in der Praxis mit der Sprechstunde weiter.